Wanderung: Von Oberrotweil zur Mondhalde (ca. 4 km)

  

Lehrpfad: Weinbau und Heilpflanzen

Diese Wanderung folgt dem Oberrotweiler Lehrpfad über Weinbau und Heilpflanzen.

Der Weg führt uns von Oberrotweil (Vogtsburg - Kaiserstuhl) in Serpentinen auf den Hausberg Mondhalde, wo wir eine herrliche Aussicht und eine Schutzhütte mit Picknickplätzen vorfinden.

  • Streckenlänge: ca. 4 km (incl. Rückweg)
  • Höhendifferenz: 158 m
Bei der Oberrotweiler Tourismus-Information (hinter dem Rathaus) gibt es eine liebevoll gestaltete Broschüre über diesen Lehrpfad mit Karte und den Texten aller Tafeln, damit man das unterwegs Gelernte noch einmal in Ruhe auf sich wirken lassen kann. Diese Broschüre kostet 0,80 Euro.


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Ausgangspunkt der Wanderung ist Oberrotweil.

Dort geht es bei der Kirche in die Bruckmühlenstrasse durch den Ort und hinter dem Weingut Freiherr von Gleichenstein entlang.

Etwa auf halber Strecke zur Eichbergstrasse geht es rechts ab.

Dort befindet sich ein Parkplatz und die Einsegnungsstätte mit Friedhof.

Von dort aus geht der Lehrpfad in Serpentinen bergauf bis zum Aussichtspunkt Mondhalde.

Der Lehrpfad ist an den bronzefarbenen Schildern zu erkennen.

Auf dem Rückweg kann man die gleiche Strecke nehmen, oder man geht zur Abwechslung den sogenannten Panoramaweg (orange eingezeichnet), der zuerst zum Ortsausgang Oberrotweil in Richtung Oberbergen und dann noch weiter bis zum Ausgangspunkt führt.

Wer noch weiter wandern will, kann von der Mondhalde aus in Richtung Bischoffingen wandern und von dort auf einem anderen Weg zurück zur halben Höhe des Mondhalden-Weges (orange und rosa eingezeichnet).

Persönlicher Wanderbericht

Nach einer kurzen Strecke durch Oberrotweil komme ich am Fuss des Berges zum Ausgangspunkt des Lehrpfades für Weinbau und Heilpflanzen.

Laut Info soll der Lehrpfad zwei Kilometer lang sein, was wohl auch stimmt. Aber beim Anblick der Karte beschleicht mich der Verdacht, dass der Lehrpfad kein Rundweg, sondern eine One-Way-Tour ist, ein Verdacht, der sich später bestätigen wird.

Mit Rückweg habe ich also die doppelte Strecke vor mir. Nur mal so als Info am Rande, falls jemand den Lehrpfad nachwandern will.


Direkt unter der Tafel über den Lehrpfad blühen die bunten Kronwicken.


Schon vor dem eigentlichen Beginn des Lehrpfades stehen die Doste, der wilde Oregano.

Bei ihrem Anblick frage ich mich, wieviele Heilpflanzen ich hier wohl wild und undokumentiert finden werde im Vergleich zu den offiziellen Heilpflanzen des Lehrpfades.


Dann geht der Lehrpfad richtig los.

Der blaue Spätburgunder wird vorgestellt, eine Rebensorte, für die der Kaiserstuhl besonders bekannt ist.

Mir selbst schmeckt der Spätburgunder nicht so gut, weil mir Rotweine meistens zu herb sind (der Spätburgunder ist aber einer der mildesten), aber ich trinke sehr gerne den Spätburgunder Weissherbst, der aus den helleren Trauben dieser Sorte und aus den Beeren mit Edelfäule gewonnen wird.

Dadurch entsteht ein fruchtig, leichter Rosé-Wein. Gute Spätburgunder Weissherbste moussieren auch ein wenig, was ich ganz besonders gerne mag - aber das nur am Rande.


Zu meinem Erstaunen wachsen neben dem Schild aber keine blauen Trauben, sondern irgendwelche grünen.

Ob es Müller-Thurgau ist oder weisser Burgunder?

Egal, auf jeden Fall passt es nicht zum Schild und ich entdecke auch in der Nähe keine blauen Trauben.

Allmählich wird mir bewusst, dass dieser Weinlehrpfad nicht über die Sorten am direkten Standort informiert, sondern eher theoretisch an die Sache herangeht.

Ganz anders als beim Lehrpfad bei Bickensohl, wo man die einzelnen Rebsorten sehr gut kennenlernen kann.


An der Böschungsseite der Wanderstrasse sehe ich die Waldrebe, die sich zur Zeit in einer besonders hübschen Entwicklungsphase befindet.

Die langen Büschelhaare sehen so richtig nett zerzaust aus.


Am Fusse der Böschung wächst reichlich Mauerpfeffer, was gut zu der trockenen, warmen Umgebung passt.


Zwischen den Reben wächst eine gelbe Kleesorte, die ich bisher noch nicht kannte.

Es ist der Hufeisen-Klee.

Die Vielzahl der Kleearten ist echt erstaunlich und wenn man genau hinschaut, ist man von den malerischen Blüten sehr beeindruckt.


An einer Ecke der Serpentinen-Strecke habe ich einen guten Ausblick über Oberrotweil.

Über die Hausdächer hinweg ragt die Kirche deutlich empor und das alles zwischen Rebterassen und kleinen Wäldern. Eine Idylle wie aus dem Bilderbuch.


Besonders typisch für die Böschungen der Rebterassen sind die Schnecken, die sich an den Pflanzen festhängen.

An manchen Stellen kommen diese Schnecken in Massen vor.


Etwas anders als die häufigen Flockenblumen sieht die Skabiosen-Flockenblume aus.

Die Skabiosen sind zwar eigentlich mit den Karden verwandt und nicht mit den Flockenblumen und den anderen Korbblütlern.

Aber die beiden Pflanzenfamilien stehen wohl dicht beisammen, denn auch Karden und Disteln haben gemeinsame Eigenschaften, obwohl sie den beiden unterschiedlichen Familien angehören.


Auf dem sandigen, fruchtbaren Lösboden spriesst der Portulak zwischen den Weinreben.

Da muss ich doch gleich an unseren Garten denken, wo auch überall der Portulak wächst.

Wir haben nur nicht so einen feinen Boden, sondern eher groben, kiesreichen Sand. Ansonsten kann es unser Garten aber anscheinen locker mit Weinbergen aufnehmen.


Und dann sehe ich eine gelb blühende Pflanze, die vielleicht ein Gift-Lattich ist.

Allerdings bin ich mir überhaupt nicht sicher, denn der Gift-Lattich gehört nicht zu meinen guten Bekannten.

Diese sparrig verzweigte Pflanze mit den Blüten, die an kleine gelbe Wegwarten-Blüten erinnern, sieht aber ganz nach einem Gift-Lattich aus.


In einer der Serpentinen-Kehren steht ein Brunnen mit einem lustigen Gesicht, aus dessen Nase das Wasser fliesst.

Ich tauche meine Arme eine Weile in das Becken, um mich zu erfrischen.

Hier im sonnigen Kaiserstuhl ist es nämlich wieder ziemlich warm geworden. Fast als wäre der heisse Supersommer wieder zurück gekehrt.


Der Wiesenbocksbart hat die grössten und schönsten Pusteblumen, finde ich.

Das gilt zumindest für die hiesigen Pflanzen, vielleicht gibt es woanders ja noch schönere Pusteblumen.

Die grossen Flugschirme schimmern glitzernd im Sonnenlicht, dass es eine Wonne ist.


Die wilde Pastinake reckt ihre feinen, gelben Blüten über die Böschung.

Dahinter sieht man die Reihen der Weinstöcke auf der darunterliegenden Terasse.


Zwischen den Weinstöcken blüht eine ganz besonders schöne Malve.

Ihre Blüten sind mehr als fünf Zentimeter im Durchmesser und von einer kräftigen Farbe, wie sie bei wilden Malven sonst nicht vorkommt.


Unterwegs hat man immer wieder wunderbare Ausblicke auf den Kaiserstuhl und seine Orte.

Hier sieht man Burkheim, eine kleine Stadt mit einer historischen Mittelstadt auf halber Höhe des Berges.

Dahinter, das schmale, hellblaue Band ist der Rhein. Genau dort bin ich diesen Sommer schon mehrmals entlang geradelt.

Noch weiter hinten sieht man die Vogesen.


Auch auf den Totenkopf, den höchsten Berg des Kaiserstuhls mit Fernsehturm hat man auf fast jeder Kehre der Serpentinen einen guten Ausblick.


Auf einem kleinen ebenen Wiesenstück wächst eine Acker-Skabiose, die auch Witwenblume genannt wird.

Sie ähnelt etwas den Flockenblumen und anderen Korbblütler, ist aber eine Verwandte der Karde.


Daneben steht ein Taubenkropf-Leimkraut mit seinen aufgeblasenen Blüten.

Ich finde, das sieht sehr drollig aus.


Im oberen Bereich widmet sich der Lehrpfad den Heilpflanzen.

Leider wachsen nicht überall bei den Schildern die passenden Heilpflanzen, was bei kleinen Kräutern ja auch gar nicht so einfach wäre. Den Lehrpfad gibt es schliesslich schon seit Ende der 80er Jahre und die Brennesseln, die damals dort wuchsen, gibt es schon wohl lange nicht mehr. Die grossen Sträucher und Bäume stehen aber passend bei den Schildern.

Wer sich besonders für Heilpflanzen interessiert, wird bestimmt bei heilkraeuter.de fündig.

Dort gibt es auch Beschreibungen zu den hier vorgestellten Heilpflanzen.


Hier steht der Weissdorn, dessen Früchte inzwischen rot geworden sind.

Neben dem Weissdorn steht eine Tafel, die den Weissdorn als Heilpflanze erklärt.


An manchen Stellen der Böschungen wachsen auch Blasensträucher.

Die lustigen blasenartigen Schoten sind im Jugenstadium rötlich und werden später weiss.

Beim leisesten Windhauch rascheln sie deutlich hörbar.


Der Sanddorn gehört zu den Highlights dieser Wanderung.

Den sieht man hier nämlich nicht so oft wild wachsend.

Zur Zeit sind auch gerade die orangenen Beeren reif, es ist also die beste Zeit, den Sanddorn zu besuchen.

Allein für diesen Sanddorn hat sich der Heilpflanzen-Lehrpfad schon gelohnt.


An den Hängen der oberen Rebterassen wachsen viele Wolfsmilch-Pflanzen.

Mit ihren drolligen Blüten sehen sie immer so aus, als würden sie aus einer anderen Welt kommen.


Ganz in der Nähe steht auch eine Gruppe Männertreu.

Diese stacheligen Pflanzen sind nicht etwa Disteln oder Kletten, sie sind auch keine Verwandten der Karden, sondern sie gehören in die Familie der Doldenblütler. Wer würde das beim Anblick dieser Pflanzen spontan vermuten?


Dann habe ich die Mondhalde erreicht, den Gipfelpunkt dieser Wanderung und den Abschluss des Lehrpfades.

Hier gibt es einen Parkplatz, wo alle, die sich die Serpentinen ersparen wollen, ihre Autos abstellen können.

Ausserdem gibt es eine kleine Schutzhütte und mehrere Bänke und Tische.

Ich nutze eine der Bänke und lege eine schmackhafte Mittagspause ein.


Natürlich hat man von hier oben auch eine phantastische Aussicht.

Hier ein Blick auf Bischoffingen, ein Nachbarort im Norden von Oberrotweil.

Ich habe mit der Kamera ganz nah rangezoomt, in Echt sieht es ziemlich weit weg aus.


Auf dem Plateau der Mondhalde stehen auch zwei grosse Felsen aus Vulkangestein, die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts bei der Flurbereinigung entdeckt wurden.

Der eine Felsen sieht aus wie ein Hinkelstein.


Hinter der kleinen Hütte ist eine Scheibe angebracht, auf der man lesen kann, wo sich welche Berge, Orte und geographische Gegebenheiten befinden.

So eine Scheibe ist ganz praktisch, wenn man hier oben steht und wissen will, was man wo eigentlich sehen kann.


In der anderen Blickrichtung sieht man auch Oberbergen, ein weiterer Ort der Gemeinde Vogtsburg.

Oberbergen würde ich als "Herz" des Kaiserstuhls bezeichnen, denn es ist wirklich mitten im Zentrum des kleinen Gebirges.

Im Hintergrund sieht man den Badberg.

Dieser Berg steht im oberen Bereich unter Naturschutz und besteht vorwiegend aus Trockenrasen und Halbtrockenrasen.

Dort wachsen die tollsten Pflanzen, unter anderem auch viele Orchideen und es gibt dort sogar Gottesanbeterinnen, diese seltenen heuschreckenähnlichen Schaben.


Von hier oben kann man auch die Auswirkungen der Flurbereinigung sehr gut sehen.

Auf diesem Bild sieht man Beispiele der alten, kleinen Rebterassen.

Die einzelnen Terassen sind sehr schmal und meistens nicht über Wege erreichbar.


Durch die Flurbereinigung sind die kleinen Terassen riesigen Flächen gewichen, die durch hohe Böschungen voneinander getrennt sind.

Zu allen Anbauflächen führen Wege, die von den kleinen Weinbergstreckern befahren werden können. Das erleichtert die Arbeit der Winzer enorm.

Was auf den ersten Blick wie eine Schändung der Natur wirkt, wenn man die eckigen Riesenterassen sieht, entpuppt sich bei öfterem Besuch als durchaus naturfreundlich.

Die Böschungen sind sehr gross und so steil, dass kein Mensch darauf rumtrampeln kann. Daher können sich viele Pflanzen und Tiere auf den Böschungen ansiedeln.

Unterwegs habe ich sogar mehrere Smaragdeidechsen gesehen, aber sie waren zu schnell wieder weggehuscht, um sie zu fotografieren.


Auf dem Rückweg nehme ich einen anderen Weg und dort sehe ich dann auch endlich die blauen Trauben des Spätburgunders, auf die ich ja schon ganz am Anfang gehofft hatte.


An einem kleinen Bäumchen hängen Mandeln mit ihrer samtenen Umhüllung.

Die Früchte sehen fast aus wie kleine Pfirsiche.


Schon fast wieder unten, bei einem Abzweig nach Oberbergen, wächst eine Hopfenpflanze.

Der Hopfen wäre auch ein schöner Bestandteil des Lehrpfades, aber der Lehrpfad ist inzwischen schon ziemlich weit weg.


Der Weg zurück zum Ausgangspunkt geht noch ein Stückchen entlang der unteren Rebterassen. Dieser Weg nennt sich "Panoramaweg", wobei ich nicht ganz verstehe, was daran "Panorama" sein soll, wenn man in Richtung Tal fast nur Weinreben sieht. Man hat aber einen guten Blick auf die steilen Böschungen in mehreren Etagen.

Am Wegrand wächst eine Rosenmalve mit herrlichen zartrosa Blüten.


An den Böschungen wächst auch das Sichel-Hasenohr.

Es hat gelbe Doldenblüten und schmale Blätter, die ein wenig an Hasenohren erinnern und eine sichelförmige Biegung aufweisen.


Schliesslich ist der Rundweg zu Ende.

Über die andere Strecke bin ich wieder am Ausgangpunkt am Fusse der Mondhalde gelandet.