Wanderung: Von Bickensohl zum Totenkopf - Seite 3

  

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Wie sich das für einen Weg gehört, der den Gipfel stürmt, geht es ordentlich bergauf.

Vor mir ist ein älteres Ehepaar unterwegs und ich staune, wie zackig die auf diesem steilen Weg vorankommen.

Das ist eine der schönen Eigenschaften des Wanderns, dass man auch noch im höheren Alter Freude daran haben kann.


Am Wegrand wachsen Walderdbeeren, deren Blätter auch wieder aussehen als wäre gerade der Frühling angebrochen.


Ein Ameisenhaufen steht am Weg und unzählige Ameisen krabbeln darauf herum.

Besonders hektisch ist ihre Aktivität in dem Loch, dass vielleicht irgendwelche garstigen Menschen in den Haufen gestochen haben.

Mühsam versuchen die Ameisen, den Schaden zu beheben.


Endlich kommt der Neunlinden-Turm in Sichtweite.

Für Leser, die den Kaiserstuhl nicht kennen, sind hier wohl ein paar erklärende Worte nötig.

Der Totenkopf ist mit 557 Metern der höchste berg des Kaiserstuhls. Direkt daneben, kaum zweihundert Meter davon entfernt, reckt sich der Neunlinden-Gipfel mit 555 Metern in die Höhe, was ihn zum zweithöchsten Gipfel des Kaiserstuhls macht.

Da die beiden Gipfel aber so nahe beinander liegen, werden sie meistens als Einheit betrachtet.

Der für die Bevölkerung zugängliche Aussichtsturm steht auf dem Neunlinden-Gipfel, er ist also im Allgemeinen das eigentliche Ziel, wenn man auf den Totenkopf steigt.


Den Aussichtsturm auf dem Neunlinden kann man besteigen, allerdings auf eigene Gefahr.

Die Wendeltreppe ist aber so neu, dass mir der Aufstieg nicht gefährlich schien. Deutlich ungefährlicher als manche steile Wanderstrecke.

Im Inneren sieht man ein Schild, das über den Aussichtsturm informiert.

Der Turm wurde 1900 vom Badischen Schwarzwaldverein erbaut.

1984 und 2005 wurde der Turm renoviert.

Die jüngste Renovierung merkt man dem Turm an - er ist prima in Schuss.


Von der Spitze des Turmes aus hat man, wie erhofft, eine herrliche Sicht.

Die Vogesen sind zwar nur mit ihrem südlichen Ausläufer sichtbar, aber ansonsten kann man von einer grandiosen Aussicht sprechen.

Hier sieht man auf den Badberg, der im Inneren des Kaiserstuhls liegt.

Erst kürzlich habe ich dort eine Gottesanbeterin und viele Pflanzen entdeckt.


Der Blick über das Rheintal zum Schwarzwald ist einfach wunderbar.

Obwohl die Fernsicht nicht optimal ist, macht es Freude, in der Ebene die vielen Orte zu sehen, umrandet von den Bergen des Schwarzwalds.

Das Auge kann so weit fliegen, wie sonst nur selten. Es ist eine fast körperlich spürbare Wonne.


Wieder zurück am Fuss des Aussichtsturms freue ich mich über den Picknick-Platz, der vor dem Turm mit Tisch und Bänken zum Verweilen einlädt.

Weiter unten gibt es sogar Bänke, die im Kreis stehen mit einem Feuerplatz in der Mitte. Das deutet auf richtiggehende Feste hin.

Mir reicht der Picknicktisch jedoch völlig aus, um mein mitgebrachtes Brötchen zu essen, viel zu trinken und dabei auf der Karte die kommende Strecke kennenzulernen.


Auch vom Picknickplatz aus habe ich eine tolle Sicht.

Das ist einer dieser Momente, die fast zu schön sind, um wahr zu sein.

Da sitzt man gemütlich an einem Tisch, mit einem wohlschmeckenden Käsebrot in der einen Hand, einem leckeren Getränk inder anderen Hand und hat solch einen Blick auf das Rheintal und den Schwarzwald.


Schweren Herzens verabschiede ich mich vom Neunlinden-Gipfel.

Für den Rückweg will ich eine andere Strecke nehmen. Zuerst muss ich den kurzen Anstieg zum Neunlinden zurück gehen. Dann werde ich dem blauen Kreis der Oberrotweiler Wanderwege folgen.

Nach dem Abstieg lockt mich jedoch der schmale Pfad, der abseits der beschilderten Wanderwege direkt auf einen zweiten Gipfel zu führen scheint. Das muss der Weg zum "echten" Totenkopf-Gipfel sein. Ob ich auf diesem Weg auch dem Fernsehturm mal näher komme?

Gedacht, getan, ich nehme zunächst den kleinen Pfad bergan.


Schon nach wenigen Metern stehe ich auf einen kleinen Plateau, das eindeutig wie ein Gipfel aussieht, allerdings sehr unspektakulär.

In alle Richtungen geht es bergab und auf dieser Kuppe steht ein Markierungsstein. Das ist alles.

Irgendwie merkwürdig für den Gipfel eines Gebirges. Aber da auch ich das erste Mal hier bin, obwohl ich schon oft auf dem Neunlinden-Turm war, wird klar, dass dieser eigentlich höchste Gipfel irgendwie ignoriert wird.

Doch wo ist der Fernsehturm, den man von überall sehen kann, nur nicht von hier aus, wo man ihn eigentlich vermutet hat?

Ein schmaler Trampelpfad bringt vielleicht die Antwort.


Auf dem Weg zum Fernsehturm, der immer mal wieder durch die Bäume blitzt, treffe ich auf die Beeren des Aronstabs.

Diese Beeren nehmen mich erstmal voll in Beschlag und lassen mich den Turm vergessen.

Denn Aronstab-Beeren trifft man eher selten an.

Ich finde, es sieht toll aus, wie die hellroten Beeren auf ihrem Stengel thronen.

Da sie jedoch im eher dunklen Unterholz stehen, ist es eine echte Herausforderung, scharfe Bilder von ihnen zu knipsen.

Achtung an alle Leckermäuler! Von den Beeren des Aronstabs sollte man die Finger lassen, denn sie könnten einem schmerzhaft den Mund verbrennen.


Mein Weg auf dem Trampelpfad führt mich schliesslich doch noch ganz nah an den Fernsehturm heran.

Er steht etwas unterhalb des Totenkopf-Gipfels.

Ausser dem Turm stehen dort auch noch mehrere Gebäude.

Für den Betrieb dieses Funkturms braucht man wohl auch die Strasse, der ich vorhin begegnet bin.


Nach dem Abenteuer auf dem echten Totenkopf gehe ich brav zurück zum offiziellen Weg, der mich wieder zum Bickensohler Weinlehrpfad bringen soll.

Ein Stück weit muss ich auf der kleinen Strasse gehen.

Von hier aus öffnet sich zwischen den Bäumem ein prima Blick auf den Badberg.

Der Kaiserstuhl ist so idyllisch, dass ich ihn oft mit dem Auenland der Hobbits vergleiche.

Das wird mir bei diesem Anblick mal wieder deutlich bewusst.


Nach kurzer Strecke verabschiedet sich der Wanderweg von der Strasse und führt auf schmalem Weg direkt den Berg hinunter.


Am Wegrand stehen Maiglöckchen, deren Beeren inzwischen orange-rot sind.

An den meisten Stellen sind die Beeren oll oder gar zertreten.

Nur hier und da sieht man mal gut erhaltene Maiglöckchen-Beeren.

Auch hier gilt: Achtung! Maiglöckchenbeeren sind giftig, wie die ganze Pflanze. (In kundiger Hand ist das Maiglöckchen jedoch eine gute Heilpflanze gegen schwache Herzen.)


Immer wieder zieren Glockenblumen den Wegrand. Beim Anblick von Glockenblumen muss ich meistens an beflügelte Elfen denken.

Aber meistens sind sie nur schwer scharf zu erhaschen.

Hier ist mir unter vielen Versuchen mal ein scharfes Foto gelungen.


An manchen Stellen in diesem Wald wächst auch der Salbei-Gamander.

Ein Stück weit erinnern einige der hiesigen Pflanzen an den Schwarzwald, wie auch dieser Salbeigamander, den ich bisher nur im Schwarzwald entdeckt hatte.

Es ist wohl teilweise mehr die Waldumgebung als die absolute Höhe, die über die vorhandenen Pflanzen bestimmt.


Der steile Waldweg wird flacher und lichter.

Hier ist der Boden plötzlich grasbedeckt.

Erstaunlich, welch unterschiedliche Gegenden man hier auf kurzer Distanz erleben kann.


Dann sehe ich einige Wald-Wachtelweizen.

Auch diese kenne ich sonst eher aus dem Schwarzwald.


Aufeinmal treffe ich auf eine Vielzahl von Pilzen.

Vor allem sind es ein paar leckere Maronen, die ich erspähe.

Von den Steinpilzen, die es dieses Jahr anscheinend überall in grossen Mengen gibt, ist keine Spur. Aber Maronen sind natürlich auch tolle Speisepilze.


Von diesem Kandidaten soll man aber besser die Finger lassen, denn es ist ein Pantherpilz.

Erst selten habe ich bisher einen Pantherpilz gesehen, der offensichtlich ein Verwandter des Fliegenpilzes ist, wie man schon an den Tupfen auf der Pilzhaut erkennen kann.


Hinter der Pilzecke komme ich bald zu einer Waldkreuzung, die es in sich hat.

Hier kreuzen sich sternförmig eine Menge Wanderwege. Es scheint fast, als würde kaum ein Weg an dieser Sternkreuzung vorbeiführen.

Fragt sich nur, wo ich lang gehen muss.

Der Oberrotweiler Wanderweg mit dem blauen Kreis führt mich halb zurück, aber das deckt sich mit der Karte, also schreite ich zuversichtlich aus.


Schon von weitem höre ich einen Bach gluckern, ein Bach, der mir laut Karte zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Beim Bach angekommen, stehe ich vor lauter Schachtelhalm-ähnlichen Stecken, die aber keine "Blätter" haben, sondern nur die unterteilten Stengel.

Dank meiner neuen Kamera kann ich sogar Töne aufnehmen, was ich bei dieser Gelegenheit voller Freude ausprobiere.

Hier klicken, um das Wassergluckern zu hören...


Am Wegrand wächst Giersch, wie andere Pflanzen auch in seiner Frühlings-Form.

Dass es Ende August soviele Pflanzen gibt, die sich wie im Frühling verhalten, finde ich schon sehr merkwürdig.

Aber die Herbstblüte mancher Pflanzen ist ja ein bekanntes Phänomen.

Nur in der jetzigen Ausprägung ist es mir bisher unbekannt.


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